Gestiegene Nachfrage im Schmucksektor und bei Investments gleicht Rückgänge in der Glas- und Automobilindustrie aus.
Der globale Platinmarkt steuert 2025 auf das dritte Defizitjahr in Folge zu, so die aktuelle Quartalsprognose des World Platinum Investment Council (WPIC). Zwar wurde die erwartete Angebotslücke etwas nach unten korrigiert, dennoch rechnen die Analysten mit einer Lücke von rund 850.000 Unzen (26,44 Tonnen) – das entspricht etwa zwölf Prozent des geschätzten Jahresangebots.
Auf der Angebotsseite ging die Minenproduktion im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um acht Prozent zurück. Dennoch erholte sich die Förderung deutlich jedoch gegenüber dem ersten Quartal, das von wetterbedingten Ausfällen und Betriebsstörungen im wichtigsten Förderland Südafrika geprägt war. Für das Gesamtjahr wird dennoch ein Rückgang um sechs Prozent und damit das niedrigste Niveau seit fünf Jahren erwartet. Insgesamt dürfte das weltweite Angebot 2025 um etwa drei Prozent schrumpfen.
Schmuck und Investments kompensieren Nachfrageschwäche in Bereich Glas und Autos
Die Nachfrage zeigt sich derweil robust. Der Schmuckabsatz stieg im zweiten Quartal um 32 Prozent, angeführt von einem Plus von 42 Prozent in China. Auch die Investmentnachfrage legte zu, obwohl zu Jahresbeginn zeitweise Platinbestände an den Metallbörsen abgezogen wurden. Gleichzeitig ziehen die Leasingraten für physisches Platin seit Monaten an, was die angespannte Marktlage widerspiegelt.
Im Automobilsektor hingegen rechnet das WPIC mit einem Nachfragerückgang, was die Unsicherheit durch Zölle und die schwächere Fahrzeugproduktion widerspiegelt. Für die Industrie wird ein Minus von 22 Prozent prognostiziert, vor allem wegen des Einbruchs in der Glasindustrie. Wachstum gibt es dagegen in den Bereichen Wasserstoff, Petrochemie und Medizintechnik.
Die Preise haben bereits reagiert: Im Juni kletterte Platin auf ein Zehn-Jahres-Hoch und war damit im ersten Halbjahr die am besten performende Rohstoffanlage (wir berichteten).
„Der gesamte Edelmetallsektor befindet sich in einem starken Aufwärtstrend. Gold und Silber erreichen ein Rekordhoch nach dem anderen – Gold durchbrach gestern die Marke von 100 Euro pro Gramm, Silber ist auf dem höchsten Stand seit 14 Jahren. Auch Platin und die gesamte Gruppe der Platinmetalle profitieren von dieser Dynamik, insbesondere die hohen Leasingraten verdeutlichen die Knappheit am Markt.“
Philipp Götzl-Mamba, Edelmetallexperte beim deutschen Rohstoffhändler TRADIUM
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