Läuft alles nach Plan, soll innerhalb der EU Meerwasser bald die drittgrößte Quelle für mineralische Metalle sein – nach traditionellem Bergbau und Recycling. Seit Mitte 2020 erforscht das von der EU-geförderte Projekt Sea4Value neue Technologien, um aus der Sole von Meerentsalzungsanlagen Stoffe wie Gallium und Indium zu gewinnen. Mit anderen Worten: Aus einem bisherigen Abfallprodukt der Wassergewinnung sollen kostbare Rohstoffe werden.
Zum Start von Sea4Value, einem Konsortium aus 15 Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus sieben europäischen Ländern, erklärt Projektkoordinatorin Nuria García Fernandez: „Im Moment erzeugen Meerwasserentsalzungsanlagen zu 50 Prozent Wasser und zu 50 Prozent Sole.“ (*) Fernandez kommt vom spanischen Technologiezentrum Eurecat, einem der Partner des Konsortiums. Künftig, so die Forscherin, sollen Meerwasserentsalzungsanlagen bis zu 80 Prozent Wasser erzeugen und aus dem Rest Rohstoffe, wie Magnesium, Scandium, Vanadium, Gallium, Indium, Boron und andere Mineralien und Metalle zurückgewonnen werden. Das alles sind Rohstoffe, die beispielsweise für die Produktion von Smartphones, Photovoltaik, LEDs, Laser und Halbleiter-Technologien zunehmend gebraucht und von zahlreichen EU-Industrien immer stärker nachgefragt werden.
Xavier Martinez, Direktor für den Geschäftsbereich Wasser, Luft und Erde bei Eurecat, macht in einer Stellungnahme deshalb klar: „Ein nachhaltiger Zugang zu kritischen Rohstoffen ist ein wesentlicher Faktor für die Wirtschaft. Und das bedeutet: Die Sicherung dieser Zugänge heute und in Zukunft ist ein wesentlicher Faktor für die EU.“(*)
Wie genau Sea4Value funktioniert, lässt sich im EU Recycling Magazin nachlesen. Danach entwickelt das Projekt ein spezielles Adsorptionsverfahren, für das besondere Module per 3D-Druck hergestellt werden. „Die Module ziehen die Metalle wie ein Magnet an. Alternativ zu diesem Adsorptionsverfahren wird der Einsatz von Filtern mit nanofeinen Poren erprobt, in denen die Metalle hängen bleiben“, schreibt das Magazin.
Getestet wird das Verfahren zunächst in zwei bestehenden Entsalzungsanlagen getestet werden – in Fonsalia auf der Kanareninsel Teneriffa sowie in Denia auf dem spanischen Festland. Doch das Potential ist enorm: Weltweit gibt es derzeit rund 16.000 Meerwasserentsalzungsanlagen. Sandra Casas, Wasserexpertin bei Eurecat, sagt: „Die Zahl der Meerwasserentsalzungsanlagen wächst weiter, weil sie eine einfache Methode sind, Trinkwasser für Menschen in Küstenregionen zu erzeugen“ Allein in Europa beträfe dies rund 40 Prozent der Bevölkerung, für die EU-weite Kreislaufwirtschaft könne dies deshalb eine „riesige Menge“ an zurückgewinnbaren Mineralien bedeuten.
Ein Infoflyer von Sea4Value steht kostenlos zum Download zur Verfügung.
(*) Übersetzungen TRADIUM-Redaktion
Quelle: Tradium GmbH