Manche Rohstoffe erreichten in den vergangenen Wochen ein Allzeithoch, das Handelsblatt schrieb Mitte Mai von „Rekordpreisen“. Warum die Preise für viele Rohstoffe derzeit so stark in die Höhe gehen, hat viele Gründe. Einer ist die Coronapandemie, die in vielen Industrien für Rohstoffknappheit sorgt, weil Krise und Kurzarbeit zu Engpässen bei Abbau und Produktion führen. Die aber andererseits an vielen Stellen auch die Nachfrage pusht, weil etwa Privatleute in den Ausbau ihrer Häuser und Wohnungen investieren. So ist aktuell beispielsweise der Holzpreis in extreme Höhe gestiegen, vielerorts ist Holz derzeit sogar nahezu nicht mehr erhältlich.
Weitaus schwerer als private Investitionen wiegen jedoch staatliche Förderprogramme, etwa in den Aus- und Neubau verschiedener Infrastrukturen während und nach der Coronakrise. Der Internationale Währungsfonds (IWF) beziffert entsprechende Ausgaben und Zusagen allein bis Ende 2020 bereits mit rund 14 Billionen US-Dollar. Noch gar nicht enthalten in dieser Zahl ist das rund 2 Billionen US-Dollar schwere Konjunkturpaket der USA, das US-Präsident Joe Biden jüngst verkündete und mit dem er die heimische Wirtschaft nach der COIVD19-Krise ankurbeln will. Cash Online zog denn auch Ende Mai eine klare Bilanz: „Die Rohstoffmärkte gehören zu den Gewinnern der Corona-Krise“.
Preistreiber: Erneuerbare Energien
Ein weiterer Preistreiber für Rohstoffe ist der weltweite Aufschwung der Erneuerbaren Energien. Ob EU, China oder USA – nahezu alle großen Industrienationen erkennen die Dringlichkeit des Klimawandels zunehmend an und investieren in entsprechende Konjunkturprogramme. Auch die USA verfolgen nun – nach dem Machtwechsel von Donald Trump zu Joe Biden – ein ehrgeiziges Ziel: Bis spätestens 2050 soll die gesamte US-Wirtschaft klimaneutral sein, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme aus dem Weißen Haus Ende April.
Auch in Deutschland wird Klimaschutz immer relevanter. Spätestens seit das Bundesverfassungsgericht Ende April Teile des bisherigen Klimaschutzgesetzes als verfassungswidrig einstufte, sind Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen in der Pflicht. Es geht nun tatsächlich darum, schnellstmöglich saubere Energien zu erzeugen, aber auch saubere Technologien weiter konsequent zu fördern und auszubauen. Und auch das pusht derzeit viele Rohstoffpreise ganz erheblich, schließlich braucht es für nahezu jede klimarelevante Innovation Seltene Erden und andere strategische Metalle.
Der Börsenjournalist Christoph Scherbaum schrieb dazu Ende Mai auf FAZ.net: „Fakt ist daher wohl, dass der Weg mit den grünen Technologien zur weltweiten Energiewende der größte Preistreiber bei bestimmten Rohstoffen wie Seltenen Erden, Silber oder Lithium und Nickel sein wird. Wer als Unternehmen Windräder, Elektro-Motoren und Batterien sowie Solarmodule in Massen produzieren will, muss sich in den kommenden Monaten mit steigenden Rohstoffpreisen auseinandersetzen“.
Quelle: Tradium GmbH
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