Forschungsteam der ETH Zürich entwickelt Verfahren zur Gewinnung von Europium aus alten Energiesparlampen.
Seltene Erden sind eine wichtige Komponente für zahlreiche grüne und digitale Technologien. Die Nachfrage nach diesen kritischen Rohstoffen wächst, zugleich ist ihre Produktion geographisch stark konzentriert. Recycling spielt daher in den Bestrebungen vieler Länder nach mehr Rohstoffautonomie eine wichtige Rolle, die EU etwa strebt in ihrem Critical Raw Materials Act einen Anteil von 25 Prozent an – doch bislang wird wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit nur knapp ein Prozent der Rohstoffe wiedergewonnen. Ein Forschungsteam der schweizerischen ETH Zürich will das ändern: Mit einem neuen Verfahren soll sich das Seltenerdmetall Europium schnell und effizient aus alten Leuchtstofflampen extrahieren lassen.
Bei der Entwicklung wurden die Wissenschaftler nach eigenen Angaben von der Natur inspiriert, genauer gesagt von bestimmten Molekülen, sogenannten Tetrathiometallaten, die in Enzymen als Bindungsstelle für Metalle dienen. Mit ihrer Hilfe konnte Europium in deutlich weniger Schritten und mindestens 50-mal höheren Mengen als in bisherigen Methoden von anderen Seltenen Erden abgetrennt werden.
Das neue Verfahren könnte zugleich die Abhängigkeit von Rohstoffimporten und das hohe Aufkommen von Elektroschrott reduzieren, erklärt die beteiligte Doktorandin Marie Perrin. Leuchtstofflampen waren in der Vergangenheit ein zentrales Anwendungsfeld von Europium, werden nun aber sukzessive aus dem Verkehr gezogen und häufig aus der Schweiz zur Entsorgung ins Ausland geschickt. Stattdessen könnten die ausgedienten Lampen zu urbanen Minen für Europium werden, so Perrin.
Das Forschungsteam arbeitet nun daran, den Ansatz auf andere Seltene Erden zu erweitern. Zudem wollen sie ihre Recyclingmethode mit einem Start-up in die Praxis bringen.
Mehr Urban Mining: Kürzlich wies ein UN-Report darauf hin, dass in Elektroschrott Rohstoffe in Milliardenhöhe verloren gehen, und plädierte für deutlich mehr Recycling. Zahlreiche Unternehmen haben die zunehmende Bedeutung dieser Art der Ressourcengewinnung schon lange erkannt und entsprechende Projekt auf den Weg gebracht, darunter Heraeus und Vacuumschmelze in Deutschland, Solvay in Frankreich und Mkango im Vereinigten Königreich.
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